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Castor

Strahlenbelastung von Begleitpersonal bei Castortransporten

Ich finde es bedenklich, daß Polizisten - eh schon die PrĂŒgelknaben der Nation - bei Castortransporten noch zusĂ€tzlich durch die Medien verunsichert werden. Ich habe selbst bereits ganz nahe neben einem CastorbehĂ€lter gestanden und diesen auch angefaßt. NatĂŒrlich bin ich mir als Naturwissenschaftler der Strahlung bewußt, die von so einem BehĂ€lter ausgeht. Ich habe mir mal die Literatur angesehen und die zuverlĂ€ssigen Daten zusammengefaßt. Wenn man diese Daten mit der natĂŒrlichen Strahlenbelastung vergleicht, merkt man sehr schnell, daß fĂŒr niemanden beim Aufenthalt in der NĂ€he so eines BehĂ€lters eine Gefahr ausgeht.

Es werden verschiedene Bauarten von CastorbehĂ€ltern unterschieden, die entweder fĂŒr den Transport abgebrannter Brennelemente aus Kernkraftwerken oder fĂŒr Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente genutzt werden.

 

CASTOR - Cask for Storage and Transport of Radioactive Material.

 

Die CastorbehĂ€lter werden aus einem StĂŒck gefertigt! Die Zylinder sind etwa 6 m lang und haben einen Durchmesser von knapp 2,5 m, sie wiegen leer rund 100 Tonnen. Die WĂ€nde sind 40 Zentimeter stark. Sie haben ein Doppeldeckelsystem, d.h. nach dem PrimĂ€rdeckel, folgt ein zusĂ€tzlicher SekundĂ€rdeckel und noch eine Schutzplatte. Sie sind extrem sicher gebaut, so daß sie z.B.

  • einen direkten (rundherum) Brand mit Temperaturen ĂŒber 800 oC fĂŒr 30 min,
  • den Fall aus 9 m Höhe (Aufprallgeschwindigkeit = 48 km/h) auf eine unnachgiebige Stahlbetonplatte mit 200 mm Stahlplatte,
  • ja sogar den Fall aus 1 m auf einen 20 cm hohen Metall-Dorn,
  • Tauchtest ĂŒber 1 h in 200m, und 8h in 15 m Wassertiefe

aushalten, ohne auch nur annĂ€hernd AktivitĂ€t freizusetzen. FĂŒr absolut “UnglĂ€ubige” liessen die Briten als Demonstration der Sicherheit fĂŒr die Öffentlichkeit einen Eisenbahnzug (Lok mit drei Wagons) bei Tempo 165 auf einen Muster-BehĂ€lter prallen. Befund: keiner! Die Auswertung der Messungen ergab, dass die auf die ungĂŒnstigste Stelle am BehĂ€lter einwirkenden KrĂ€fte (Deckel und seine Schrauben) der HĂ€lfte jener Belastung entsprachen, die beim Falltest auf 9 Meter erreicht wurde!

Ein weiterer Versuch: Zur Simulation eines Flugzeugabsturzes unmittelbar auf einen BehĂ€lter prallte ein Geschoss von einer Tonne Gewicht mit Schallgeschwindigkeit auf die KĂŒhlrippen - SchĂ€den dort, aber nicht am eigentlichen BehĂ€lter.

Die Abschirmung gegen die vom Inventar ausgehende Gamma- und Neutronenstrahlung erfolgt hauptsÀchlich durch die dicke BehÀlterwandung, -deckel und -boden. Zur zusÀtzlichen Minimierung der Neutronenstrahlung sind StÀbe aus Absorbermaterial in LÀngsbohrungen im BehÀltermantel eingelassen.

Strahlungsfelder an Castor-BehÀltern

[Bild-Quelle: Prof. Dr. A. Kaul, Dr. F. Heimlich, Dr. W. Huck, Dr. K. Martignoni, Dipl.-Phys. A. Rimpler, Bundesamt fĂŒr Strahlenschutz, Salzgitter]

Die Zusammensetzung und IntensitÀt des Strahlungsfeldes an CASTOR-BehÀltern hÀngt von verschiedenen Parametern der Inventarvorgeschichte ab.

GrundsÀtzlich vom Abbrand und der Abklingzeit der Brennelemente. Daneben gibt es noch den Transport von Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitungsanlage.

Von Bedeutung fĂŒr das Strahlungsfeld ausserhalb des BehĂ€lters ist die Gammastrahlung mit Energien von etwa 0,3 bis 4 MeV. Deren IntensitĂ€t wird durch die Abschirmwirkung der BehĂ€lterwandung betrĂ€chtlich verringert.

Daneben gibt es noch die geringfĂŒgige Neutronenstrahlung (s.unten).

Die in der Vergangenheit diskutierte Kontamination an der AussenhĂŒlle der CastorbehĂ€lter, die durch die Beladung passiert war, war in der Tat nur eine Kampange der Medien.
Die dabei aufgetretenen AktivitĂ€ten sind am besten damit vergleichbar, daß jemand genau so gut eine kleine TĂŒte mit Backpulver ĂŒber die BehĂ€lter hĂ€tte streuen können. Die Zahlenwerte wĂ€ren dann sogar höher ausgefallen.
Diese geringfĂŒgigen Kontaminationen sind aber in der Zwischenzeit wohl kein Problem mehr.

[Bild-Quelle: Prof. Dr. A. Kaul, Dr. F. Heimlich, Dr. W. Huck, Dr. K. Martignoni, Dipl.-Phys. A. Rimpler, Bundesamt fĂŒr Strahlenschutz, Salzgitter]

Bild 4 zeigt die gemessenen Dosiswerte die im Abstand bis zu 30 m von einem CASTOR-BehĂ€lter ausgehen. Die oberste Kurve gibt die Gesamtstrahlenbelastung in mSv/h wider. Die Kurve mit den Dreiecken die Neutronendosis und die Kurve mit den Vierecken die Gammadosis im einzelnen. Man beachte die Einheit (mikro-Sievert - 1mSv sind 0,001 mSv, also ein tausendstel von milli-Sievert, der Einheit, die uns den Vergleich zu den natĂŒrlichen Strahlenbelastungen (siehe dort) erlaubt !!!)

Die nachfolgende Tabelle enthĂ€lt unabhĂ€ngige Zahlenwerte fĂŒr verschiedene Castor-BehĂ€lter (von Strahlenschutzfachleuten gemessen!) noch einmal in komprimierter Form.

 

CASTOR V/19-002

CASTOR V/19-003

CASTOR V/19-004

Grenzwert nach GGVS

Position

Maximale Dosisleistung in m Sv/h

Maximale Dosisleistung in m Sv/h

Maximale Dosisleistung in m Sv/h

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gamma

Neutronen

Summe

Gamma

Neutronen

Summe

Gamma

Neutronen

Summe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Transporthaube

220

4,1

224,1

200

8,5

208,5

250

10,7

260,7

2000

2 m von der Transporthaube

25

2,6

27,6

20

2,6

22,6

30

5,1

35,1

100

5 m Wert seitlich

7

1,4

8,4

4

0,1

4,1

15

2,9

17,9

 

10 m Wert seitlich

4

0,5

4,5

3

< 0,1

3,0

6

1,3

7,3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CASTOR V/19-001

CASTOR V/19-005

CASTOR V/19-008

 

Transporthaube

170

4,2

174,2

100

10

110

300

9

309

2000

2 m von der Transporthaube

22

3,2

25,2

15

5,5

20,5

35

8,3

43,3

100

5 m Wert seitlich

7

1,1

8,1

10

2,4

12,4

15

2,9

17,9

 

10 m Wert seitlich

4

0,3

4,3

2,5

0,4

2,9

6

1,2

7,2

 

 

Bei einem Sammeltransport im MĂ€rz 1997 wurden 6 CASTOR-BehĂ€lter in das Zwischenlager Gorleben verbracht. Mehr als 2000 der den Transport begleitenden Polizisten trugen amtliche Personendosimeter zur Bestimmung der individuellen Belastung durch Neutronen- und Gamma-Strahlung. Deren Auswertung in den drei beteiligten Landesmeßstellen ergab, daß in keinem einzigen Fall die untere Nachweisgrenze der Dosimeter von 0,1 mSv ĂŒberschritten wurde!

Eine Dosis von 0,1 mSv entspricht etwa der bei einem Hin- und RĂŒckflug zwischen Frankfurt und New York auftretenden Belastung durch kosmische Strahlung und ist wesentlich geringer, als die, die bereits durch regionale Schwankungen zwischen verschiedenen Gebieten in Deutschland auftritt - also der zusĂ€tzlichen Belastung, die ein Norddeutscher im Urlaub in SĂŒddeutschland erhĂ€lt.

Mögliche Strahlenbelastungen der Bevölkerung durch CASTOR-Transporte lassen sich nur unter bestimmten realistischen Annahmen abschĂ€tzen. Unterstellt man beispielsweise den Aufenthalt einer Person in 10 m Abstand von einem mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vorbeifahrenden Transport (mit einer höchstzulĂ€ssigen Beladung des BehĂ€lters) lĂ€ĂŸt sich bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h eine Personendosis von 0,025 mSv errechnen (siehe auch Bild 4).

Die gleiche Dosis erhĂ€lt eine Person aus der Bevölkerung jede Viertel- stunde ohnehin durch die natĂŒrliche Strahlenbelastung (wenn man den Durchschnittswert zugrunde legt). Bei einer Geschwindigkeit von 5 km/h erhöht sich die Dosis auf 0,1 mSv. (VERGLEICHE: NATÜRLICHE STRAHLUNG!)

 

(Ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, daß ich nichts davon habe, irgendetwas falsches oder halbwahres zu schreiben. Als Naturwissenschaftler zĂ€hlen fĂŒr mich nur Fakten. Es ist sehr Schade, daß es keine sachliche Diskussion mehr in Deutschland gibt.)

FĂŒr die, die es ganz genau wissen wollen:

ZuverlĂ€ssige Information: Gesellschaft fĂŒr Reaktorsicherheit: Sicherheitsanalyse zur bestimmungsgemĂ€ĂŸen Beförderung von radioaktiven AbfĂ€llen und bestrahlten Brennelementen in der Region Gorleben, Abschlußbericht zum Vorhaben SR 2264 (GRS-A-2814, August 2000)
(downloadbar als pdf-File bei der Webseite der GRS:
http://www.grs.de)

Eine interessante Graphik fĂŒr Lehr- und Anschauungszwecke von der GRS gibt es HIER!

Meßwerte vom Bundesamt fĂŒr Strahlenschutz fĂŒr den Transport im MĂ€rz 2001 nach Gorleben gibt es HIER!

 

weitere Literatur